Kopfzeile

Inhalt

Um die Bäume im Siedlungsgebiet und ihren wertvollen Beitrag für Mensch und Natur in den Fokus zu rücken, hat eine Gruppe von Freiwilligen zusammen mit der Umweltkommission einen Rundgang zu ausgewählten Bäumen in Sursee kreiert.
 

«D’Böim vo Soorsi»

Bäume erzeugen Atmosphäre, bringen Schatten, Natur, Kühle und Farbe in unseren Siedlungsraum – und sind identitätsstiftend. Wer ein paar der markanten Bäume in Sursee näher kennenlernen möchte, kann den Rundgang zu neun Bäumen rund um die Altstadt von Sursee begehen. Nachfolgend findet sich zu jedem Baum Wissenswertes gemäss der Nummerierung im Plan.

 

Rundgang für selbständige Begehung

Der Baum-Rundgang beginnt und endet bei der Silberlinde im Ehret-Park. Der Rundgang ist knapp zwei Kilometer lang. Die Nummer im Plan entspricht der Nummerierung der nachfolgenden Baumbeschreibungen. An jeder Station des Rundgangs findet sich ein Schild mit QR-Code, mit dem die Informationen zum Baum abgefragt werden können.

 

Übersicht Bäume

 
Bäume im hohen Alter
In der Natur schaffen umgestürzte Bäume oder grosse abgebrochene Äste neuen Lebensraum oder einen sicheren Unterschlupf für eine Vielzahl von Tieren. Im Siedlungsgebiet stellt dies jedoch ein Risiko dar. Menschen könnten verletzt und Autos oder Gebäude beschädigt werden. In der Vergangenheit mussten an dieser Linde deshalb mehrmals grosse Äste mit Seilen gesichert werden, damit sie nicht abbrechen. Das dient nicht nur der Sicherheit der Parkbesuchenden, sondern schützt den Baum auch vor Beschädigungen.
Bei so grossen und alten Bäumen kommt es manchmal vor, dass sich ein Samen in der porösen Rinde verirrt und dort eine Lebensgrundlage findet: So wie der kleine Holunderstrauch, der auf dieser Linde wächst.
 
2. Platane beim Hirschenplatz
 
Bäume als Klimaanlage
Wenn die Sonne auf gemauerte Hauswände und asphaltierte Strassen scheint, nehmen die Materialien die Sonnenenergie auf und speichern sie als Wärme. Das führt besonders nachts zu unnatürlich hohen Temperaturen im städtischen Gebiet. Dieser Effekt wird als Wärmeinsel bezeichnet und wird mit der Klimaerwärmung zu einem immer grösseren Problem. Insbesondere ältere Menschen leiden unter der fehlenden Abkühlung und für immer mehr Menschen ist ein Leben ohne energiefressende Klimaanlagen nicht mehr denkbar.
Diese Platane ist eine natürliche Klimaanlage. Ihr Schatten verhindert, dass sich der Boden und die umliegenden Hausmauern aufheizen. Gleichzeitig speichert der Baum tagsüber kaum Wärme, weshalb es hier auch nach heissen Sommertagen angenehm kühl bleibt. Bäume verdunsten viel Wasser, was der Umgebung Wärme entzieht, und für einen zusätzlichen Kühleffekt sorgt.
 
3. Eiche beim Märtplatz
 
Bäume als Baustoff
In den Schweizer Wäldern wachsen pro Jahr etwa 10 Millionen Kubikmeter Holz. Das entspricht in jeder Sekunde einem Würfel mit 70 cm Kantenlänge. Neben der Bedeutung als Brennstoff gewinnt Holz wieder mehr Bedeutung als Baustoff. In den letzten Jahren wurden in Sursee mehrere Holzhäuser gebaut, wie z.B. das Haus des Holzes an der Centralstrasse 34. Auch das geplante Hochhaus Alea auf dem Ulrichareal soll mit Holz gebaut werden.
Eichen wachsen langsam und können einige hundert bis über tausend Jahre alt werden. Das harte Holz war und ist immer noch ein beliebter Bau- und Brennstoff. Der innere Teil des Stammes verrottet nicht und ist deshalb für Bauten am oder im Wasser genauso geeignet wie für Pfähle, Bahnschwellen oder Wein- und Whiskeyfässer.
Die Eiche hat auch kulturelle Bedeutung und ist deshalb immer wieder auf Wappen oder in Orts- und Flurnamen anzutreffen. Ein Beispiel dafür ist die nahegelegene Gemeinde Eich.
 
4. Pappel und Linde bei der Kleintieranlage
 
Bäume als Lebensraum
Bäume bieten Lebensraum für unzählige Tierarten. Vögel nutzen Bäume nicht nur als Aussichtsplattform, sondern auch das Blätterdach oder die Höhe als Schutz vor Fressfeinden und als Ort zum Brüten. Für viele Tierarten ist der Baum ein wichtiger Lebensraum, weil sie da ihr Futter finden: sei es Blütennektar, die Früchte des Baumes oder andere Tiere, die auf dem Baum leben.
Neben den Tieren nutzen auch andere Pflanzen den Baum als Lebensraum. So wie das Efeu bei diesen beiden Bäumen, das den Baum als Rankhilfe nutzt, ohne ihn zu schädigen. Das Efeu erweitert den Lebensraum des Baumes, weil die Blätter als Versteck dienen und die Blüten Nektar und Pollen für Insekten liefern. Efeu ist auch bei Imkerinnen und Imkern beliebt: Es blüht im Spätherbst, wenn es sonst kaum noch Nahrung für die Bienen gibt.
 
 
5. Linde beim Kloster
 
Bäume und Kultur
Die Linde galt in vielen Kulturen als Baum der Liebe und Gemeinschaft. So war das kulturelle und soziale Zentrum eines Dorfes oft eine grosse und alte Linde, die Dorflinde. Weil im Mittelalter das Gericht öffentlich und für alle zugänglich sein musste, fand es gelegentlich unter einer grossen Linde statt – der Gerichtslinde.
Das Holz der Linde ist weich und gut brennbar. Der Bast unter der Rinde enthält Fasern, die in der Antike zu Seilen geflochten und zu Kleidern gewoben wurden. Viele Teile der Linde sind zudem essbar. Der Lindenblüten-Tee hat eine beruhigende Wirkung und ist ein beliebtes Hausmittel gegen Hals- und Magenbeschwerden. Doch auch die Blätter sind essbar. Beliebt sind sie besonders im Frühling, wenn sie noch weich sind.
 
Rezept für Lindenblätter-Cracker:
200g Mehl, 50g Butter oder Pflanzenöl, 5g Salz und 20g klein gehackte Lindenblätter. Mischen und Wasser zugeben, bis ein eher trockener Teig entsteht. 3mm dick auswallen, schneiden und ca. 15-20 min backen bei 180°C, bis der Teig leicht bräunlich wird.
 
6. Dreistämmige Buche beim Kloster
 
Bäume als Lufterfrischer
Die meist grünen Baumblätter sind natürliche Luftreiniger. Die Bäume werden deshalb oft auch als die Lunge des Planeten bezeichnet. Die feinen Poren der Blätter nehmen kleinste Russ- und Feinstaubpartikel aus der Luft auf und haben so die Wirkung von riesigen Luftfiltern. Das ist besonders in städtischen Gebieten wichtig, wo die Konzentration dieser gesundheitsschädigenden Partikel hoch ist.
Die Blätter von Pflanzen enthalten den Farbstoff Chlorophyll, der alle Anteile des Farbspektrums aufnimmt, ausser Grün. Grün bleibt übrig, weshalb fast alle Pflanzen grün sind. Mit der Energie des aufgenommenen Lichts betreibt die Pflanze Photosynthese, nimmt also CO2 aus der Luft und Wasser aus dem Boden auf und macht daraus Zucker, die Nahrung der Pflanze. Als Abfallprodukt entsteht dabei Sauerstoff, den wir zum Atmen brauchen. Nachts kehrt die Pflanze den Prozess um und atmet genau wie wir Menschen, dieser Vorgang heisst Pflanzenatmung.
 
7. Blutbuche beim Oberen Graben
 
Bäume und ihr Erbgut
Genau wie wir Menschen tragen auch Bäume und alle anderen Lebewesen Erbgut in ihren Zellen, die DNS (oder DNA). Umgangssprachlich spricht man von den Genen, dem Bauplan für den ganzen Organismus.
Manchmal kommt es vor, dass dieser Bauplan Fehler enthält. Die Rede ist dann von einer Mutation oder einem Gendefekt. Das Resultat ist eine Erbkrankheit. Die Blutbuche hat eine solche Mutation: Eigentlich ist sie eine gewöhnliche Rotbuche, sie hat jedoch einen Gendefekt. Der Blutbuche fehlt ein Stoff, der normalerweise den rot-blauen Farbstoff in den Blättern abbauen würde, damit diese grün werden. Für den Baum hat dies keine negativen Auswirkungen.
Anekdote: Bei der Blutbuche an der Ostseite des Friedhofs Dägerstein hätten für den Bau des Trottoirs die Wurzeln und damit der ganze Baum entfernt werden müssen. Weil sich jemand dagegen gewehrt hat, durfte der Baum stehen bleiben und das Trottoir hat stattdessen nun eine Erhöhung.
 
8. Lindenreihe beim Hinteren Graben
 
Bäume und ihre Kommunikation
Obwohl wir meist nur den oberirdischen Teil eines Baumes sehen, sind die Wurzeln genauso wichtig für den Baum. Sie versorgen ihn mit Nährstoffen und Wasser. In einem natürlich entstandenen Wald umgeben und verbinden Pilzgeflechte die Wurzeln mehrerer Bäume zu einem weitläufigen Netzwerk. Man nennt dies das «wood wide web». Darüber können die Bäume untereinander Nährstoffe und Informationen austauschen.
Bäume können aber auch über die Rinde gasförmige Botenstoffe ausscheiden. Damit kann ein Baum z.B. bei Schädlingsbefall Fressfeinde der Schädlinge anlocken. Oder er kann andere Bäume warnen, wenn er angeknabbert wird, damit diese Giftstoffe produzieren, um sich vor Frass zu schützen.
 
9. Speierling beim Ehret-Park
 

Bäume und ihre Wurzeln
Bäume haben unter der Erde ein ausgedehntes Wurzelwerk, das manchmal sogar grösser ist als der oberirdische Teil des Baumes. Genau wie die oberirdische Baumkrone hat das Wurzelwerk unterschiedliche Formen. Ein flach wurzelnder Baum hat im engen Siedlungsgebiet mit einigen Problemen zu kämpfen. Denn ihm fehlt schlichtweg der Platz, um sich zu entfalten. Dicke Wurzeln können Asphaltbeläge aufsprengen oder werden zu Stolperfallen. Eine Anpassung an die Klimaerwärmung ist schwierig, weil die Wurzeln nicht genug Wasser finden.

Der Speierling wurzelt tief und kann deshalb im Siedlungsgebiet gut überleben. Auch das zukünftig wärmere und trockenere Klima stört ihn nicht, weil dieser Baum aus Süd- und Südosteuropa stammt. Im Herbst bildet er kleine, apfelförmige Früchte, die essbar sind.

Zugehörige Objekte